Welche Einflüsse nimmt der Klimawandel auf unsere Wälder? Welche Auswirkungen hat der Borkenkäfer? Wie kann der Mensch den Wald unterstützen Welche...
Ein langer Konvoi schlängelt sich über verwinkelte Pfade durch den Steinwald. Eine spannende Infotour, geplant und organisiert von Rita Korb und den Damen der Frauen Union Wiesau. Erster Stopp ist ein unscheinbarer Waldfleck, der scheinbar gesund anmutet.
22 Interessierte hören dem Revierförster Eckhard Deutschländer aufmerksam bei seinen Ausführungen zu. Am Beispiel von zwei abgestorbenen Fichten erläutert Deutschländer die Problematik, die derzeit in den Schadensgebieten bei Herzogöd vorliegt: Der Basaltuntergrund mit dünner Bodenentwicklung ist zu trocken für die beanspruchte Fichte, die nach den letzten drei Jahren Trockenheit stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zusätzlich bedienen die normal tiefer wurzelnden Laubbäume ihren Wasserbedarf zwangsweise aus den gleichen Bodenschichten, sodass dann die Fichte in dieser Konkurrenz regelmäßig den Kürzeren zieht. Die Bäume, von der Trockenheit geschwächt, sind zudem anfällig gegen Pilzbefall und werden schließlich vom Borkenkäfer heimgesucht. Dieser nistet sich unter der Rinde ein, vermehrt sich dann explosionsartig und fliegt zu den nächsten Bäumen, um dort das gleiche Spiel zu wiederholen. Im Extremfall können sich so aus einemWeibchen in 4 Generationen innerhalb eines Jahres bis zu 250.000 Jungkäfer entwickeln.
Auf diese Weise hat das betroffene, etwa 300 ha große Schadensgebiet der Forstverwaltung Augsburg in kürzester Zeit ein Drittel des Vorrats verloren. Große Mengen Schadholz mussten schlagartig aus dem Wald abtransportiert werden, um ein Übergreifen des Borkenkäfers auf weitere Areale einzudämmen. „Der Markt Wiesau, mit Bürgermeister Toni Dutz, hat diese Waldschutzmaßnahme 2019 vorbildlich unterstützt und den Festplatz neben dem Sportzentrum als Zwischenlager für die geernteten Schadhölzer zur Verfügung gestellt“, bedankte sich Deutschländer.
Schwierig ist es die richtige Baumartenwahl für die Zukunft zu treffen. „Die rettende Patentbaumart der Zukunft gibt es leider nicht“, so der Revierförster. Vielfalt auf der Fläche ist wohl der Schlüssel, denn falls Baumarten – wie zur Zeit teilweise Fichte, Esche, Erle, Buche und Ahorn – wegbrechen, dann können andere Baumarten die tragenden Funktionen des Ökosystems Wald übernehmen. Auf stabilen Standorten genügt sicher eine Rückbesinnung auf das Spektrum der heimischen Baumartenpalette, auf problematischen, trockenen und wechselfeuchten Standorten muss der Blick auch offen sein für alternative, hitzetolerante Baumarten.
Die Teilnehmer waren von der Veranstaltung begeistert. Drei Stunden führte der Weg über enge Forststraßen von Herzogöd durch den Wald nach Fuchsmühl. Eckhard Deutschländer referierte als ausgezeichneter Fachmann stichhaltig und hinreißend über die zukünftige Ausrichtung unserer Waldgebiete. Es wurde auch klargestellt, dass unser Wald kein ausschließlich der Natur überlassenes Biotop darstellt, sondern dass der Wald eine aktive, pflegende aber auch schützende Hand benötigt, damit auch spätere Generationen noch die Produkte des Waldes, wie beispielsweise den Naturbaustoff Holz, zur Verfügung haben können. Der Frauen Union Wiesau ist es wichtig, den Bezug zu unserer Heimat mit ihrer Natur herauszustellen. Rita Korb von der Frauen Union führte abschließend an, mit der Frauen Union nicht nur informativ tätig zu sein, sondern auch aktiv gemeinnützige und soziale Arbeit zu leisten. Unter anderem wurden während der Hochphase der Coronazeit besonders belastete Wiesauer Familien mit schwerstkranken Kindern durch Tankgutscheine unterstützt. Zum Abschluss bedankte sich Rita Korb im Namen der Teilnehmer mit einem Präsent bei Eckhard Deutschländer für die gelungene Veranstaltung.
Bohrmehl des Borkenkäfers. Ein Kennzeichen von befallenen Bäumen: | Revierförster Eckhard Deutschländer stellt verschiedene in unserer Region zukunftsfähige Baumarten vor: |
Eckhard Deutschländer erläutert die Lebensweise des Borkenkäfers: | Ein Blick unter die Rinde mit Borkenkäfer in der Bildmitte: |